Löwen-Hauptsponsor „wee“ verbindet sein Engagement mit der Region als Pilotprojekt
Vor ungefähr 40 Jahren, kurz nachdem die Buam aus der 1. Liga abgestiegen waren, hat den kleinen Cengiz Ehliz der Eishockey-Virus frontal erwischt. Sein Vater verkaufte bei den Heimspielen Maronen, Zubrot für die junge Familie, die aus der Türkei in den Isarwinkel gekommen war. Und irgendwann durfte der kleine Cengiz mit in den Wellblech-Palast! Dave Sherman wurde zum Kindheitsidol und noch bis heute halten die Erinnerungen an das 16:1 vom 6. November 1977 gegen den Erzrivalen aus München. „Wegen Dave Sherman habe ich öfter mal die Schule geschwänzt“, sinniert der heute 48-jährige Multi-Unternehmer, Founder von „wee“ und Mehrheitsaktionär der Schweizer wee.com.AG (seit Juli umfirmiert in Swiss Fintec Invest AG). „Ihm beim Training zu zuschauen war für mich das Größte!“ Für einen deutschen Kufenflitzer mit türkischen Wurzeln war die Zeit damals aber noch nicht reif. „Als ich mit geliehenen Lederschlittschuhen, die vier Nummern zu groß waren, zum ersten Training kam, wurde ich ausgelacht, habe ich, wie man heute sagen würde, wohl nicht optimal performt“, lacht Ehliz. „Ich habe mich damals richtig geschämt und 30 Jahre später erst wieder Schlittschuhe geschnürt. Ich muss oft daran denken, wenn ich ab und zu sonntags mit meinem fünfjährigen Sohn in München Schlittschuh laufe“.
Aber die Zeiten haben sich geändert: Beide Neffen, Yasin und sein jüngerer Bruder Aziz, haben die Tölzer Nachwuchsschmiede erfolgreich durchlaufen, Aziz kommt von den Nürnberg Icetigers wieder zu den Buam zurück. Und Yasin? Dieser holte sich die Silbermedaille bei Olympia in Pyeongchang und erfüllt sich ab der neuen Saison seinen Lebenstraum – als NHL-Spieler bei den Calgary Flames. Und Bruder Abdullah, ebenfalls erfolgreicher Unternehmer, arbeitet ehrenamtlich im Vorstand des ECT.
Hallo Herr Ehliz, Sie haben einen gelb-schwarzen Puck im Herzen. War das ausschlaggebend für das Engagement bei den Tölzer Löwen?
Ich bin zwar Fan, aber ich trenne zwischen privat und Geschäftsinteressen. Das Projekt Bad Tölz ist ein globales Pilotprojekt. Wir lassen hier den lokalen Einzelhandel von der globalen Welt des Online-Shopping profitieren, führen ihm neue Kunden zu und vernetzen das mit der weeArena. Dabei haben wir uns für ein langfristiges Hauptsponsorship mit dem regional bedeutendsten Sportclub, dem ECT, entschieden. Wir haben vor eineinhalb Jahren gut 20 Regionen analysiert. Bad Tölz und Teile des Oberlandes schnitten im Rahmen unserer Zielsetzung am besten ab. Ich persönlich freue mich darüber – weil ich in Tölz geboren bin, ein Teil meiner Familie hier wohnt und das meine Heimat ist.
Sie gelten als Visionär und zielstrebiger Unternehmer, der anpackt und umsetzt. Welche Vision haben Sie vom Tölzer Eishockey?
Erst mal habe ich mich riesig gefreut, dass die Buam den Klassenerhalt in der DEL2 geschafft haben. Mit der kurzfristigen Verpflichtung von Miko Rämö und Casey Borer im Januar haben wir ein Stück mithelfen können. Ich denke mit dem Abstieg sollten wir in der kommenden Saison nichts zu tun haben. Dementsprechend haben wir ja auch unser Engagement verstärkt. Mein Traum ist es in absehbarer Zeit eine Tölzer Mannschaft spielen zu sehen, die weitestgehend aus Tölzern besteht. Jungs, die in der ersten Liga und im Ausland erfolgreich sind zurück in die Heimat zu holen und parallel hierzu den Tölzer Nachwuchs mit zu integrieren. Vielleicht spielen dann die Löwen in ein paar Jahren als kleines gallisches Dorf, in Anlehnung an Asterix, wieder gegen die Top-Clubs in der DEL…
Mischen Sie sich als Hauptsponsor ein? Bei Transfer oder sonstigen Dingen?
Nein, wir halten uns da vollständig raus. Für den Sport sind der Geschäftsführer und der Trainer der Löwen verantwortlich. Natürlich gibt es eine gemeinsame Strategie und Ziele, die wir kontinuierlich überprüfen. Und natürlich werde ich von den Verantwortlichen nach meiner Meinung gefragt, die ich dann auch sage. Aber das ist eher unverbindlich und freundschaftlich gemeint. Wobei ich mich natürlich freue, wenn meine Meinung zählt.
Die weeArena ist seit vergangenem Jahr die Plattform für diverse „wee“-Veranstaltungen. Was motiviert Sie?
Wir sind ja gerade dabei unsere weeArena, nach deren Blaupause europaweit 20 weitere in den nächsten Jahren folgen sollen, auf bargeldlos umzurüsten und mit dem Einzelhandel sowie dem Online-Marktplatz zu vernetzen. Mit den Events haben wir erfolgreich unsere Strategie getestet! Und dabei natürlich unsere Marke „wee“ inszeniert. Die weeBOXGALA hat faszinierenden Sport für die gut 4.000 Fans geboten, die am 2. Juni live dabei waren. Aber viel wichtiger für unser Management war die hier erzeugte mediale Awareness. Mit der Live-Übertragung bei Sky und anderen TV-Sendern sowie bei Online-Anbietern und durch die Sport-Berichterstattung konnten wir eine fast achtstellige Reichweite für „wee“ erzielen. Und natürlich profitiert auch die Region von diesen Events. Mit der weeConvention im November 2017 und im Juni 2018 sowie der Boxgala kamen mehr als 12.000 Gäste nach Bad Tölz. Ich schätze, dass 40 Prozent hier übernachten und konsumieren. Zuzüglich unserer Aufträge an Unternehmen vor Ort und Investitionen in die Werbung entspricht das einem zusätzlichen Umsatz für die Region in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro, und das in acht Monaten.
Was tut sich in Deggendorf?
Sie sind gut informiert (lacht)… Auch hier entwickeln wir technologisch eine weeArena nach den Tölzer Erfahrungen. Ich freue mich schon darauf, nicht zuletzt wenn die Fans des Aufsteigers ihre weeCard als Eintrittskarte in Bad Tölz nutzen und natürlich auch umgekehrt. Wenn die Tölzer Fans beim Auswärtsspiel in Deggendorf mit der weeCard ihr Bier bezahlen und das erzielte Cashback für den Einkauf im Tölzer Einzelhandel nutzen.